Einöde

16. 12. 2018

Einöde
Ein Schwede erzählte, daß er vor einigen Jahren die Zivilisation und besonders seine Mitmenschen gründlich satt hatte und daß er sich deshalb mit seinem Kanu in die schwedische Wildnis begab. Er durchpaddelte menschenleere, mückenreiche Wälder, aß spartanisch und schlief sogar nachts in seinem Boot. Als ihn am dritten Abend doch ein wenig die Einsamkeit überkam, war er erleichtert, gar nicht weit entfernt fröhliche Stimmen zu hören, offenbar wurde ein Fest in einer abgelegenen Ferienhütte gefeiert. Er beschloss also, hier, in sicherer Entfernung, aber doch mit der beruhigenden Gewissheit von Menschen in der Nähe, die Nacht zu verbringen. Zufrieden aß er sein Knäckebrot und Dosenfisch und machte sich zum Schlafen bereit. Da flaute das Lachen ab, Autos wurden gestartet und bald verebbte auch die letzte Stimme und das letzte Motorengebrumm. Es blieben nur die unheimlichen Geräusche der Dämmerung und eine Gräte kratzte im Hals.