Archiv der Kategorie: Allgemein

Geist und Seele

Geist und Seele

Das betreute »Heilfasten und Wandern« war erholsam und bereichernd. Momente der harten Prüfung gab es aber auch, besonders nach Einnahme der dünnen Mittagsbrühe, wenn der Kursleiter, umweht von Bratendüften, zurückkehrte, sich letzte Fasern aus den Zähnen saugte und erklärte, so einen Kurs anzuleiten koste sehr viel Kraft, Kraft, die er nur aus Fleisch ziehen könne.

titanic okt 2019

 

 

Warteschleife


„I am the passenger“ dutzend-minutenlang in der Warteschleife der DB-Vorteilswelt bringt mich an den Rand des Nervenzusammenbruchs: „Lalalala la la la laaaaaaa! Lalalala la la la laaaaaaa! … usw. usw.“

Humoralpathologie bei Hefeteig

Humoralpathologie bei Hefeteig
So wie jeder Mensch, hat auch jeder neu gerührte Hefeteig seinen eigenen Charakter. Der eine ist von Beginn an forsch und aufgebläht, sackt aber bei erster Gelegenheit wieder in sich zusammen, der andere lässt sich ewig bitten, irgendwann schiebt man ratlos den Zaghaften in den Ofen, wo er gleich Blasen schlägt und überquillt. Der dritte dampft stoisch vor sich hin, ohne Auf und Abs, pfbhh….pffffbhh…pff…

Somerabend-Komplex

Somerabend-Komplex

Auch wir ließen die Gardinen offen bei unserem Hollandurlaub, wir wollten Teil sein dieser freundlichen Gesellschaft, die nichts zu verbergen hat. Doch schnell wurde ein gewisser Zugzwang merkbar – ist es aufgeräumt genug für die Betrachter? Bin ich zu nachlässig gekleidet? Hinter all den hübschen Präsentierzimmern gibt es vermutlich neonbeleuchtete Räume mit Resopalmöbeln, dort sitzt man krumm und mit strähnigen Haaren in ausgebeulten Jogginghosen, blafft herum, isst kalte Pizza vor dem Fernseher.

titanic  aug  2019

Samstagslesung

Veranstaltungstip
Samstag, 31. August um 19:30  Pusdorf Studios · Bremen, Ladestraße 14

Die interessante Abendunterhaltung
Leo Fischer liest aus seinen Texten und ich zeige und lese meine Cartoons. Eintritt frei, nur latenter Trinkzwang um Kosten zu decken.

Programmtip

Veranstaltungstip
Samstag, 31. August um 19:30  Pusdorf Studios · Bremen, Ladestraße 14

Die interessante Abendunterhaltung
Lesen und Zeigen.

“Liebe Freunde der interessanten Abendunterhaltung. Wir melden uns nach über einem Jahr Pause mit mit einer Sensation zurück: In einem spektakulären Experiment werden die Superstars der komischen Kunst Miriam Wurster (Titanic und anderswo) und Leo Fischer (ebd.) zusammen auftreten und “mal gucken was man so zusammen machen kann”. Leo Fischer wird dann seine lustigen Texte lesen und Miriam Wurster ihre wunderbaren Cartoons zeigen. Es wird irre gut werden und wir können eigentlich nur empfehlen zu kommen um sich das anzusehen. Kein Eintritt, rechtzeitig da sein und wenn zu viele Leute kommen, können sie sich schon mal darauf einstellen, beim Stühle tragen zu helfen.”

Die Einsamkeit

Im Weser Kurier vom 2. 8. schrieb die Journalistin Silke Hellwig zum Thema Einsamkeit. Sie hat auch mich zu den Erfahrungen während meines Kunststipendiums befragt. Ein schönes Zitat von Marie Ebner-Eschenbach stand daneben: “Überlege wohl, bevor du dich der Einsamkeit ergibst, ob du auch für dich selbst ein heilsamer Umgang bist.”

Unterkiefer

Nach einer Zahnbehandlung ist mein Unterkiefer deutlich angeschwollen und blau angelaufen. Man sagte mir, ich hätte nun Ähnlichkeit mit Marlon Brando als der gealterte Pate. Andere finden den Vergleich mit Max Moor von “Titel Thesen Temperamente” treffender. Jedenfalls weichen mir die Leute auf dem Gehweg aus.

Wer schafft’s? Wer nicht?

Wer schafft’s? Wer nicht?

Ich liege, örtlich betäubt, im Sessel der gleißend hellen zahnchirurgischen Praxis. Eine kleine Kreissäge fräst sich durch den Eckzahn, Schmelzsplitter fliegen durch die Luft, Geräte piepen. Hinter der Glaswand eilt emsig medizinisches Personal umher, mit Haube und Mundschutz versehen, freudig erregte Rufe nach Tupfer, Turbine und Bohrerplatte schallen durch die Räume. Es beschleicht mich die Ahnung, dass ich hier Komparsin bin und dass es in erster Linie darum geht, amerikanische Krankenhausserien nachzuspielen.

titanic  märz  2019

Mein Kunststipendium

Für einige einprägsame Wochen war ich Stipendiatin in einer malerisch-puristischen Klause am Monte Risotto, fernab der Zivilisation.
In den wenigen freien Momenten saß ich sinnend an Wasserfällen.

Juni 2019

Ursprung

14. 05. 2019

Ursprung

Nazitum wird vornehmlich von männlichen Vertretern in Taten umgesetzt. Wenn davon die Rede ist, wird gern genüsslich ein sprachliches Bild ausgebreitet: »Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch«, ein Brecht-Zitat. Als Hobbypsychologin stelle ich fest: Die Abscheu gegen das Böse-Weibliche ist greifbar. Viel passender wäre hier doch zum Beispiel: »Da kriecht noch immer was Fruchtbares durch den Samenleiter.«

titanic  apr  2019

Bionik

02. 05. 2019

Bionik
Drei ältere Männer sitzen um einen kleinen Tisch in einem Frankfurter Bäckerei-Café und fachsimpeln über Naturphänomene. Der eine fragt triumphierend: „Wie hält sisch der Gecko an de Wand?“ Kurze rhetorische Pause, mäßig interessiertes Abwarten der Zuhörer, dann: “ Des sin die Häärsche an die Füß, die greife zwische die Atome!“

Wildtiere & Fundtiere in Wald und Flur

27. 2. 2019

Bei Spaziergängen oder ähnlichen Ausflügen kommt es immer mal wieder vor, dass man auf wilde, anscheinend hilflose Tiere trifft. Häufig fühlt sich der eine oder andere umsichtige Naturfreund dann geneigt, das Tier aufzunehmen und beim nächsten Tierheim abzugeben.  Bitte tun Sie das nicht! Erfahrungsgemäß handelt es sich nur in den seltensten Fällen um wirklich hilflose Gesellen!

Einöde

16. 12. 2018

Einöde
Ein Schwede erzählte, daß er vor einigen Jahren die Zivilisation und besonders seine Mitmenschen gründlich satt hatte und daß er sich deshalb mit seinem Kanu in die schwedische Wildnis begab. Er durchpaddelte menschenleere, mückenreiche Wälder, aß spartanisch und schlief sogar nachts in seinem Boot. Als ihn am dritten Abend doch ein wenig die Einsamkeit überkam, war er erleichtert, gar nicht weit entfernt fröhliche Stimmen zu hören, offenbar wurde ein Fest in einer abgelegenen Ferienhütte gefeiert. Er beschloss also, hier, in sicherer Entfernung, aber doch mit der beruhigenden Gewissheit von Menschen in der Nähe, die Nacht zu verbringen. Zufrieden aß er sein Knäckebrot und Dosenfisch und machte sich zum Schlafen bereit. Da flaute das Lachen ab, Autos wurden gestartet und bald verebbte auch die letzte Stimme und das letzte Motorengebrumm. Es blieben nur die unheimlichen Geräusche der Dämmerung und eine Gräte kratzte im Hals.